R2N – „Replace“ und „Reduce“ aus Niedersachsen

 

Ersatz- und Ergänzungsmethoden für eine zukunftsweisende biomedizinische Forschung

In Deutschland wurden im Jahr 2014 rund 2,8 Millionen Wirbeltiere und Kopffüßler in Tierversuchen eingesetzt oder zu wissenschaftlichen Zwecken getötet. Entsprechend dem 3R-Prinzip sind alle Wissenschaftler verpflichtet, Schmerzen, Leiden und Schäden bei Versuchstieren durch optimierte Versuchs- und Haltungsbedingungen zu verringern („Refine“), die Anzahl an Tieren auf ein unerlässliches Maß zu minimieren („Reduce“) und, wenn möglich, Versuchstiere durch alternative Methoden zu ersetzen („Replace“). Zu den verbreitesten Alternativmethoden zählen Versuche an Zell- und Gewebekulturen (in-vitro) und Untersuchungen an isolierten Organen. Aber auch auf IT-Technologie basierende Modelle (in-silico-Methoden) stehen zunehmend zur Verfügung. Allerdings benötigen Entwicklung und Validierung von Alternativmethoden jahrelange Forschung. Zudem müssen die Methoden schließlich von allen Seiten akzeptiert werden, bevor ein Tierversuch komplett durch eine adäquate, anerkannte Ersatzmethode ersetzt werden kann.

In Niedersachsen gab es bisher nur Einzelprojekte, die sich dieses Themas angenommen haben. Um die Entwicklung von Alternativmethoden voran zu treiben und damit möglichst viele Tierversuche zu ersetzen und die Anzahl der Versuchstiere zu verringern, ist mit Unterstützung des niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK) die Initiative „Replace und Reduce aus Niedersachsen“ (R2N) entstanden. Durch die Vorteile eines Forschungsverbundes wie Vernetzung, Austausch, Kompetenzbündelung und die gemeinsame Nutzung von Ressourcen ist es das Ziel dieser Initiative, Alternativmethoden effektiv zu entwickeln und zu validieren, um sie für ein breites Spektrum an biomedizinischer Forschung zur Verfügung zu stellen. Langfristig soll mit dieser Initiative eine Infrastruktur zur Bündelung der R2N-Expertise aufgebaut werden.

Der R2N-Verbund besteht aus einem Zusammenschluss von 15 Arbeitsgruppen aus 5 Einrichtungen der Forschungslandschaft Niedersachsen, die in der biomedizinischen Wissenschaft und ethisch-medizinischen Begleitforschung führend sind. Die Arbeitsgruppen planen, „Replace“ und „Reduce“ Maßnahmen auf allen Ebenen der biomedizinischen Forschung zu implementieren, d.h. sowohl bei Grundlagen- als auch bei Translationsforschungsprojekten. Die Themenschwerpunkte liegen dabei auf Infektionsbiologie, Immunologie, Atemwegsforschung, Regenerativer Medizin, Transplantat- und Implantatforschung sowie Toxikologie und Sicherheitsbewertung. Darüber hinaus werden zwei Begleitprojekte grundlegende ethische und juristische Fragen bezüglich der Umsetzung von Alternativen in der Forschung analysieren und mit den anderen Arbeitsgruppen diesbezüglich kooperieren.

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André Bleich

Institut für Versuchstierkunde
und Zentrales Tierlaboratorium

Medizinische Hochschule Hannover,

30625 Hannover